Weit können die Ahnen der Norwegischen Waldkatze zurück verfolgt werden. Ihre Rassegeschichte ist jedoch noch jung. Die endgültige Anerkennung der Fifé (Fédération Internationale Féline) erlangte sie erst im November 1977. Ueberhaupt dauerte es sehr lange, bis erste Anstrengungen angestellt wurden, diesen Katzenschlag gezielt zu züchten und so in seiner Erscheinung und Wesensart zu erhalten. Als am Ende des 19. Jahrhunderts das Interesse an der Rassekatzen-Zucht einsetzte, und 1871 im Crystal Pallace in London die erste Katzenausstellung statt fand, interessierte sich kaum jemand für die vermeintlich "wilden" und ursprünglichen Katzenschläge. Wer sich für eine längerhaarige Katze begeistern konnte, tat dies in erster Linie für eine Perser.
Eine der ersten Wildtyp-Katzen, die als Rasse reingezüchtet wurde, war die Maine Coon. In ihrem äusseren Typ der Norwegischen Waldkatze sehr ähnlich, wird sie immer den Konkurrentenstatus zu ihr behalten. Und obwohl sie erst 1983 die Anerkennung der Fifé in Europa erlangte, ist sie die bekanntere und verbreitetere Rasse. In den USA wurde sie seit den 1950er Jahren wieder vermehrt gezüchtet, nachdem sie Anfang des 20. Jahrhunderts durch die aufkommende Popularität anderer Rassen, vorallem jener der Perser, fast in Vergessenheit geriet.
Erst in den frühen 1970er Jahren begannen einige norwegische Züchter damit, den "wilden" Katzen ihrer Heimat mehr Beachtung entgegenzubringen. Ein Grund lag zweifelsohne darin, dass der langhaarige Schlag der einheimischen Katzen immer rarer wurde. Die Langhaarigkeit wird nämlich nur rezessiv vererbt. Also nicht dominant! Dies bedeutete, dass bei vermehrten Paarungen zwischen lang- und kurzhaarigen Katzen letztlich nur mehr Katzen mit kurzem Fell übrig bleiben werden.
Im Jahr 1973 starteten die Züchter und Vorstandsmitglieder des Norsk Rasekattklubbers Riksforbund (NRR) Carl Frederic Nordane und seiner Frau Helen zusammen mit der Züchterin Edel Runas einen Aufruf an alle Menschen mit Katzen vom Waldkatzen-Typ, sich bei ihnen zu melden. Ueber die Perser-Züchterin Sonya Borgel wurde der Kontakt zu dem Ehepaar Egil und Else Nylund hergestellt, in deren Besitz sich Katzen befanden, die dem gesuchten Typ weitest gehend entsprachen. Darunter auch der Kater: Pans Trul, der zum Stammvater der Rasse werden sollte.
Von nun an ging alles recht schnell. 1974 fand die erste planmässige Paarung zwischen besagtem Pans Trul und einer Katze von Edel Runas statt. In der folgenden Zeit wurde auf Ausstellungen aktiv für die Anerkennung der Rasse geworben. Im Folgejahr 1975 wurde der erste Klub für Norwegische Waldkatzen, der Norsk Skogkattring, unter dem Patronat des norwegischen Dachverbandes gegründet. Edel Runas und das Ehepaar Nylund gehörten selbstverständlich zu den Gründungsmitgliedern.
Die Auswahl der Zuchtkatzen war streng und die Anzahl der Katzen, die von den Ausstellungsrichtern als echte Norwegische Waldkatzen bewertet wurden, klein! Dennoch gelang die weitere Reinzucht in drei Generationen, die von der Fifé vor der Anerkennung einer neuen Rasse gefordert werden. Im Jahre 1977 war es dann soweit. Bei der Generalversammlung der Fifé in Paris erhielt die Rasse die volle Anerkennung und, wie konnte es anders sein, wurde Pans Trul als erste Katze der Norwegischen Waldkatze eingetragen.
Das Erscheinungsbild der Norwegischen Waldkatze
Das Aussehen der Norwegischen Waldkatze:
Die Norwegische Waldkatze ist eine grosse Rasse. Kater können bis zu zwölf Kilogramm wiegen, Katzen bis zu acht. Diese Gewichte werden jedoch nur selten erreicht. Ihr semilanghaariges Fell erreicht im Winter eine eindrucksvolle Dichte. Als Spätentwickler brauchen Katzen dieser Rasse drei bis vier Jahre bis sie ausgewachsen sind. Das gewünschte Aussehen bescheibt der Rasse-Standard detailliert.
Der Standard der Norwegischen Waldkatze:
Allgemein: gross
Kopf / Form: Dreieckig, wobei alle Seiten gleich lang sind; mit guter Höhe, im Profil gesehen; Stirn leicht gerundet; langes, gerades Profil ohne Unterbrechung (Stop oder Einbuchtung)
Hier ist zu beachten: In der heutigen Zeit gibt es zwei Typen Norwegische Waldkatze. Der neue Standard weist ein Kopfdreieck mit zwei gleichlangen Seitenlängen auf. Ein spitz zulaufendes Kopfdreieck. Der alte Standard weist ein Kopfdreieck auf, dessen Seiten alle gleich lang sind. Ein gleichseitiges Dreieck.
Kinn: kräftig
Ohren / Form: Auch hier gibt es zwei Merkmale. Der alte Standard hat kleine Ohren. Der neue Standard, grosse Ohren; mit guter Breite an der Basis, spitz zulaufend; luchsartige Haarpinsel und lange Haarbüschel in den Ohren.
Platzierung: Hoch und offen, so dass die äussere Linie der Ohren in einer Linie über die Backen bis hin zum Kinn verläuft.
Augen / Form: Gross und oval, gut geöffnet, leicht schräg gestellt.
Ausdruck: Wachsamer Ausdruck. Wilder Ausdruck
Augenfarbe: Alle Farben sind erlaubt, unabhängig von der Fellfarbe.
Körper: Langer, robuster Körper mit kräftigem Knochenbau
Beine: Kräftig, hochbeinig, wobei die Hinterbeine höher sind als die Vorderbeine.
Pfoten: Dicke, runde und grosse Pfoten in guter Proportion zu den Beinen.
Schwanz: Lang und buschig. Die Länge sollte mindestens bis zu den Schulterblättern reichen.
Fell / Struktur: Halblang; das wollige Unterfell wird auf dem Rücken und den Flanken von wasserabstossendem Deckhaar überdeckt, das aus langen, groben und glänzenden Grannenhaaren besteht. Eine voll im Fell stehende Katze besitzt eine Hemdbrust, eine volle Halskrause und Knickerbocker.
Farbe: Alle Farben sind erlaubt, inklusive aller Farben mit weiss.
Anmerkung: Das Fell wird nur an Textur und Fellqualität bewertet. Einer sehr langsamen Entwicklung der Katze sollte Rechnung getragen werden. Vollentwickelte Kater können grössere und breitere Köpfe als Kätzinnen haben. Die Länge des Fells und die Dichte der Unterwolle variieren mit den Jahreszeiten! Bei Kätzchen kann die Entwicklung der Grannenhaare bis zum Alter von sechs Monaten dauern.
Der Charakter der Norwegischen Waldkatze
Die Norwegische Waldkatze ist eine der ursprünglichsten Rassen, die wir kennen. In ihrer Heimat leben Katzen dieses Schlages bis heute wild in den Wäldern. Erst seit den 1970ern wird diese Rasse gezüchtet. Immer wieder wurden in der Anfagszeit der Zucht neue typische Katzen der planmässigen Zucht zugeführt. Die Ursprünglichkeit der Rasse schliesst unter anderem ein,dass sie einen recht ausgeprägten Jagdinstinkt in sich trägt. In der Wohnung werden Sie schnell ihre gewaltige Sprungkraft kennen lernen. Diese nicht gerade kleinen Katzen können beachtliche Höhen und Weiten überspringen. Dies sollten Sie unbedingt bei der Einrichtung Ihrer Wohnung berücksichtigen.
Die Krallen der Norwegischen Waldkatze sind robust. Der Kratzbaum muss dementsprechend stabil sein.
Ausser durch ihren Jagdinstinkt angetrieben ist die Norwegische Waldkatze kein besonders starker Streuner, wie man vielleicht annehmen könnte. Sie kann problemlos in der Wohnung gehalten werden. Doch profitiert sie ganz sicher davon, gelegentlich die Möglichkeit zu bekommen, auch im Winter ins Freie gehen zu dürfen. Ein katzensicherer Balkon ist hier schon ausreichend. So ist auch die Norwegische Waldkatze ein idealer Bewohner einer Grossstadtwohnung. Sie ist kein aufdringlicher Mitbewohner und auch nicht sehr mitteilungsbedürftig. Sie sucht aber, sobald Sie zu Hause sind, Ihre Nähe und freut sich über jede Aufmerksamkeit und Streicheleinheit. Die Toleranz und Kontaktfreude der Norwegischen Waldkatze ermöglicht ein problemloses Zusammenleben mit anderen Rassen, ebenso wie mit Hunden. Auch der freundliche Umgang mit Kindern ist für diese Rasse selbstverständlich!